Reisebericht von Johanna und Lisa

Abenteuer Westafrika

Am Sonntag, 6.Juni 2010, ging´s los. Nach einem herzlichen Abschied von Freunden und Familie brachen wir auf in ein unbekanntes Land.

In Deutschland noch gut eingepackt (15 °C) wurden wir als erstes von der feucht- warmen Luft (geschätzte 35 °C) in Empfang genommen. Ich war doch ganz froh nach sechs Stunden wieder festen Boden unter den Füßen zu spüren. Nun ging es weiter durch den Flughafen, vorbei an vielen Passkontrollen und danach ging das Warten auf die Koffer los. Nach der zweiten Fuhre Koffer waren wir dann doch etwas unruhig, wurden aber sehr freundlich von mehreren Flughafenmitarbeitern beruhigt und auf unserer Suche unterstützt. UND dann ging das Hoffen los, das doch bitte jemand da sein um uns abzuholen. Umso erleichtert waren wir als Ray uns mit einem Schild gegenüberstand. Die Fahrt mit Anett, Mami, Nana und Ray war ein besonderes Erlebnis, da alles auf einmal auf uns ein stürzte… Wahnsinn!

Dann standen wir endlich vor unserem „neuen“ zu Hause. Dort wurden wir schon von Rose erwartet und herzlich willkommen geheißen.

Nach einer kurzen ersten Nacht wartete auch schon der erste Arbeitstag auf uns. Rose hatte uns für diesen Tag extra jemanden zur Seite gestellt, der uns den Weg zum Kinderzentrum zeigte. WOW…und dann der erste Tag! Eigentlich wollte ich diesen Montag dazu nutzen, erst einmal alles zu beobachten. Da Eric jedoch ebenso am 7. Juni 2010 im Kinderzentrum begann, war dies in der von mir vorgestellten Form jedoch nicht möglich. Ich begann nun die Jungen und Mädchen pädagogisch sinnvoll zu beschäftigen und sie währenddessen intensiv zu beobachten, da keinerlei Informationen über sie schriftlich festgehalten wurden. Dies forderte mich in dieser ersten Woche ziemlich stark. Die Kinder haben mich jedoch nach kurzer „Beschnupperungsphase“ sehr herzlich aufgenommen und sofort als Respekts- und Vertrauensperson akzeptiert, was mir die „Arbeit“ mit ihnen erheblich erleichterte. Die darauf folgenden Wochen waren von Anleitergesprächen, Beobachtungen und „Freispielzeiten“ geprägt. Dieses Praktikum hat mich zu Beginn stark überfordert. Durch die wunderschöne Zeit mit den Kindern, die von Experimenten im und mit dem Alltag und der täglichen „Spritzigkeit“ aller wurde es eine wertvolle Erfahrung und eine wundervolle Zeit im Kinderzentrum.

„Zuhause“- ein Haus, eine Familie und meine „Schwester“ Lisa für sieben Wochen?

Wir wohnten zusammen mit Rose, ihrer Tochter Antoinette, deren Kindern Marie-Ann und Johannes, sowie Rita und später Beate in einem großen Haus mitten in Teshie. Lisa und ich bewohnten ein luftiges und schönes Zimmer im hinteren Bereich. Für uns beide war es eine doch recht große Umstellung, dass es in diesem Haus keinerlei Wasserleitungen gab. So wurde mit einem kleinen Sandeimerchen die Duschbrause ersetzt, welches immer wieder aus bereitstehenden 3- Liter-Eimern gefüllt wurde. Der Toilettenkasten wurde nach der Benutzung mit Wasser befüllt und gespült. So lernt man Wasser echt zu schätzen. Mindestens drei Mal am Tag je zwei Eimer sechzig Schritte vom Brunnen ins Badezimmer zu tragen macht schöne Oberarmmuskeln. ? Jeder hat in unserer Gemeinschaft eine Aufgabe zu erledigen gehabt. Für Lisa und mich bedeutete das, am Wochenende alle Fenster der allgemein genutzten Räume und die unseres Zimmers zu putzen. Antoinette war in dieser Zeit für unser leibliches Wohl „verantwortlich“. Dafür sind wir ihr sehr dankbar. Da ich Reis in Deutschland eher ungern gegessen habe überraschte es mich doch etwas, dass ich nach zwei Tagen Jollofrice als mein definitives Lieblingsgericht ansah. Wobei auch die Nudelsoße suuuuper super lecker war. Nicht zu vergessen an dieser Stelle waren die abendlichen Obstsessions mit Rita. Mal schnell um zehn Uhr abends für 5 GHS Obst gekauft und auf einer der Veranden bei einem gemütlichen Gespräch gegessen, was gibt es schöneres nach einem anstrengenden Arbeitstag. Da wir während der WM in Ghana waren, durften wir uns natürlich auch die Spiele nicht entgehen lassen. Daheim war das immer eine nervenaufreibende jedoch sehr lustige Angelegenheit, da Rose sehr impulsiv mitfieberte und uns alle ansteckte.

In den letzten zwei Wochen unseres Aufenthalts war Urlaub angesagt. Wir hatten uns zwar einiges vorgenommen, konnten jedoch nicht alles umsetzen. Die ungesehenen und unbesuchten Orte kompensierten wir mit Trommelunterricht bei David und Abraham im „Center of cultural Arts“ in Accra. Dort fanden wir im Laufe der Zeit sehr viele gute Freunde, die uns bei Fragen und dem Handeln hilfsbereit zur Seite standen und auch sonst viel ihrer kostbaren Zeit mit uns verbrachten, um sich spannende Geschichten über Deutschland und Europa anzuhören. Während dieser zwei Wochen lernten Lisa und ich das selbstständige Trotro fahren. Wir wussten wie, wo und für wieviel man wohin kommt, was in Städten wie Teshie und Accra nicht immer ganz einfach ist. Ebenso wie das Verhandeln des Preises mit den Taxifahrern. Die denken nämlich, sobald „Obroni“´s kommen dürfen sie den Preis in unverständliche Höhen treiben.

Sehr lustige waren auch Intermezzos mit Einheimischen, die sich einen Spaß daraus machten uns auf der Straße mit Obroni zu rufen. Da wir dies jedoch verstanden und das „Gegenwort“ (Obebeni) beherrschten, brachten wir den ein oder anderen etwas aus der Fassung. Und wenn wir dann auch noch „?t? s?n??“ mit „?y?!“ beantworten konnten waren sie meistens schwer beeindruckt. So auch der Passkonrolleur am Flughafen als wir wieder Richtung Deutschland unterwegs waren.

Die letzten Tage waren von Abschieden aller Art geprägt. Im Kinderzentrum, dem Kulturzentrum, unseren Freunden und natürlich unserer „Familie“. Gerne wären wir noch länger geblieben, da es noch so viele Dinge zu entdecken und kennen zu lernen gibt. Ebenso hätte ich gerne noch weiter im Kinderzentrum gearbeitet um die Veränderung des Alltags und die kleinen aber feinen Unterschiede im Umgang und der Entwicklung der Kinder weiter zu begleiten. Vielleicht ergibt sich einen solche Möglichkeit noch einmal. Diese Chance werde ich auf jeden Fall nutzen, da diese zwei Monate eine unglaubliche Bereicherung für mich waren. Sie haben mich sowohl in meiner pädagogischen Arbeit, als auch in meiner Persönlichkeit verändert und geprägt.

Vielen Dank für die herzliche Gastfreundschaft und Betreuung!

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