Reisebericht Patricia

Mein Praktikum in The Bridge

Abflug Sonntagmorgen vom Münchner Flughafen. Sonntagabend Ankunft in Accra. Das ist das erste Mal für mich auf afrikanischem Boden. Vor mir stehen 6 Wochen Praktikum in The Bridge. Schon der Empfang war neu, anders als erwartet. Eigentlich nichts Besonderes, aber offen, herzlich und vor allem fröhlich. Hier in Ghana wird man von der 1. Sekunde an mit offenen Armen empfangen und mit viel Liebe und Feingefühl in eine völlig neue Kultur und Lebensweise eingeführt.

Die erste Arbeitswoche war zugleich die erste Schulwoche nach den Ferien. Deshalb galt es hier, noch etwas Chaos zu beseitigen und das neue Schuljahr zu planen. Lehrerbelegung, Erstellung von Stundenplänen, überlegen welche neuen Sachen benötigt werden und wie viele Spenden, sowie Patenschaften für das neue Jahr notwendig sind.

Es ist nicht immer leicht die Leidensgeschichten von den Kindern zu hören, ihre Auswirkungen zu sehen und mit zu erfahren. Auch sich selber klar zu machen, was man geben kann und was nicht, wem oder wo man helfen kann oder nicht, war für mich ein großer Kampf mit mir selbst. Man kann die Welt nun mal nicht in ein paar Wochen verändern. Doch eine wunderbare Gastfamilie, in der ich viel Rückhalt erfahren konnte, hat mir sehr geholfen.

In der Schule und im Unterricht darf man sich nicht auf Bekanntes aus Deutschland stützen und/oder erwarten, dass Vorschläge dann so leicht umgesetzt werden können. Allgemein fehlt es an vielen Grundausstattungen, wie Büchern, weil die Eltern das Geld dafür nicht aufbringen können. Von schulischer Seite wird versucht, alles Notwendige für einen vernünftigen Unterricht zu finanzieren, wie Tische und Tafel. Aber für einen Unterricht in unserem Sinn kann auf Grund von fehlendem Material nicht zurückgegriffen werden. Um den Kindern trotzdem möglichst viel mitgeben zu können, ist deshalb sehr viel Kreativität und Geduld gefragt.

Eine weitere Herausforderung bei der Arbeit mit den Kindern ist, dass man oft mit allen möglichen Problemen der Kinder und ihren Familien konfrontiert wird. Deshalb kann die Schule/Kindergarten oft auch als Sozialpädagogische Einrichtungen gesehen werden, denn man versucht auch, den Kindern allgemein gültige Werte und Normen zu vermitteln, sowie zum Beispiel Hygiene und Umgangsformen zu lehren.

Teilweise haben die Kinder auch Behinderungen, die hier nicht in eigenen Schulen behandelt werden können und deshalb mit in das Schulgeschehen integriert werden müssen. Die Schule ist für Ghana mit vielen deutschen/europäischen Normen und Werten geprägt. Es herrscht ein sehr angenehmes Arbeitsklima und ein großer Zusammenhalt. Und als Freiwilliger HelferIn oder PraktikantIn kann man selber seine Grenzen und Einsatzgebiete setzen und zusammen mit den anderen LehrerInnen und ErzieherInnen eine gute Arbeitsteilung planen. Auch von den ProjektplanerInnen kann auf volle Unterstützung und Hilfe gesetzt werden.

Deshalb ist ein Praktikum oder Freiwillige Arbeit, sowie Spenden und Patenschaften in diesem Projekt auf jeden Fall zu empfehlen. Es wird immer und überall aus den vorhandenen Mitteln das Beste heraus geholt, wie das in Ghana meist üblich ist und für mich persönlich eine Überlebenskunst darstellt.

Wie das meistens so ist, gingen am Schluss die 6 Wochen doch irgendwie zu schnell vorbei. Aber die neuen Eindrücke und Erfahrungen werde ich nie vergessen und besonders die Menschen habe ich in mein Herz geschlossen. Ein baldiges Wiedersehen ist schon geplant.

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